Drillges: "Langweilig wird es auch nächstes Jahr bestimmt nicht"

SV-Chef Markus Drillges

     Vor gut zwei Wochen ist Markus Drillges mit dem Ehrenamtspreis des DFB für das Jahr 2012 ausgezeichnet und in den „Klub 100“ aufgenommen. Der DFB würdigte damit einen der verdientesten Vertreter des SV Glehn der letzten Jahre. Der „Sportreport“ sprach mit dem bescheidenen 1. Vorsitzenden des SV Glehn über den Tag der Preisvergabe, das Megaprojekt „Kunstrasenplatz“ sowie seine sportliche und persönliche Entwicklung im Laufe der Jahre.

     Sport-Report: „Markus, du bist zum Träger des Ehrenamtspreises des DFB 2012 ernannt und in den „Klub 100“ aufgenommen worden. Das kam für dich sehr überraschend und unangekündigt. Wie hast du diesen Tag erlebt?“

      Drillges: „Norbert hat mich da ein wenig an der Nase rumgeführt. Ich wusste das etwas Überraschendes passiert, doch was habe ich nicht geahnt. Als ich dann Hermann-Josef Koch am Sportplatz sah, wurde mir einiges klar. Zusätzlich waren einige Leute am Platz, die sonst nicht immer beim Spiel der Senioren sind. Während der Ehrung war ich dann doch ein wenig gerührt. Aber so richtig realisiert man dies dann erst ein paar Tage später.“

      Sport-Report: „Du bist besonders durch deine herausragende Arbeit rund um das Projekt ‚Kunstrasenplatz’, dem du fast deine gesamte Freizeit geopfert hast, ausgezeichnet worden. Wie fühlt man sich, wenn man so viel in ein Projekt investiert und selbst der große DFB davon Kenntnis genommen hat und die Arbeit honoriert?“

      Drillges: „Ich habe ja schon am Tage der Verleihung gesagt, dass ich diesen Preis gerne annehme, aber nur stellvertretend für alle, die ehrenamtlich für den SV Glehn arbeiten oder gearbeitet haben. Mir persönlich sind solche Auszeichnungen nicht wichtig, aber sicherlich freue ich mich riesig über die Annehmlichkeiten die damit verbunden sind. Viel wichtiger ist mir eigentlich das Resultat unserer Bemühungen und das kann sich sehen lassen. Gerade jetzt in der kalten und feuchten Jahreszeit werden wir merken, welcher Gewinn dieser neue Platz ist. Außerdem hatten wir schon viele Gespräche mit anderen Vereinen und der Stadt Mönchengladbach, die sich über unsere Vorgehensweise informiert haben. Das zeigt, dass wir nicht so unglaublich viel verkehrt gemacht haben. Es ist doch herrlich, wenn man von unserem Verein positiv Kenntnis nimmt. Da kann sich jeder der hier mitgeholfen hat, auf die Schulter klopfen und ein wenig stolz sein.“

      Sport-Report: „Jetzt da sich das Jahr dem Ende neigt, wird es Zeit einmal kurz Bilanz zu ziehen. Hand aufs Herz: Wie kraftraubend war die Zeit, als die Bauarbeiten und die damit verbundenen Eigenleistungen anfingen?“

      Drillges: „Das war schon hart an der Grenze. Man baut ja nicht jeden Tag einen Sportplatz um. Sicherlich würde ich in der Umsetzung unserer Eigenleistungen beim nächsten Mal einiges anders machen. Teilweise war die Beteiligung bei den Arbeiten nicht optimal, so dass viel an einigen wenigen hängen geblieben ist. Es geht ja nicht nur um die körperliche Belastung des eigentlichen Arbeitens, sondern auch um die psychische. Wir hatten schon einige schlaflose Nächte, in denen wir gezittert haben ob alles klappt oder alles für den nächsten Tag organisiert ist. Dies so alles neben Beruf und Familie war anstrengend und hat auch noch einige Zeit nachgewirkt.“

      Sport-Report: „Erst jahrelang Kindertrainer, dann 2010 Jugendleiter, jetzt 1. Vorsitzender, Initiator des Kunstrasenplatzbaus und ganz nebenbei auch noch die ehrenamtliche Tätigkeit in der Kinder- und Familienhilfe Namibia. Wie kriegt man diese ganzen Ehrenämter eigentlich zeitig neben dem normalen Beruf Speditionskaufmann unter einen Hut?“

      Drillges: „Das hat sich so ergeben und war nicht alles gewollt. Kindertrainer wollte ich nach meiner Zeit im Seniorenbereich auf jeden Fall machen. Norbert Rothausen hat mich damals um Hilfe gebeten und das habe ich gerne angenommen. Jugendleiter wurde ich auf Drängen meines damaligen Vorgängers Lothar Norf. Ein anderer wollte es auch nicht machen. Als wir dann im Vorstand das Projekt Kunstrasen ausgerufen hatten und sich alles so positiv entwickelte, war der Sprung auf den Posten des 1. Vorsitzenden fast nicht mehr vermeidbar. Zeitlich geht das alles nur, wenn man Single ist oder so wie ich eine Familie hat, die einen unglaublich unterstützt und den Rücken freihällt. Die haben da schon einige Kröten schlucken müssen und das kann man gar nicht genug danken. Zum Posten bei der Kinder- und Familienhilfe Namibia kam ich auch über Norbert Rothausen, der dort den Vorsitz hat. Wer mal mitbekommt was der Norbert dort leistet, lacht sich über meine Tätigkeit kaputt. Ein wirklich tolles Projekt. Ich kann nur jedem empfehlen, sich hier zu engagieren.“

      Sport-Report: „Wieso hast du dich derartig dem Ehrenamt verschrieben?“

      Drillges: „Ja, warum engagiere ich mich so im Ehrenamt? Eine gute Frage. Ich bin so aufgewachsen. Schon mein Vater, meine Onkels und viele Bekannte haben schon im SV Glehn gewirkt. Das ist einfach eine Herzensangelegenheit. Und machen wir uns nichts vor. Lebt unser Dorf nicht von den vielen Ehrenamtlern, egal in welchem Verein oder in welcher Institution?“

      Sport-Report: „Nach deinen Jahren in der Position des Jugendleiters giltst du als Reformator der Jugendabteilung. Durch deine Konzepte der ‚Nachhaltigkeit in der Jugendarbeit’ und der ‚Förderung des Mädchenfußballs’ erhielt der Verein 2009 und 2011 den  ‚Stern des Sports in Bronze’ vom DOSB. Was gab dir damals den Denkanstoß, dass der Verein einen Änderungsprozess durchlaufen muss? Inwiefern wurden diese Konzepte im Laufe der Jahre umgesetzt?“

      Drillges: „Das war ja nicht alles allein auf meinen Mist gewachsen. Ich habe vielleicht den Anstoß gegeben, aber mitgewirkt daran haben viele. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Man muss wissen, was man ist und was man kann. Wir sind ein eher breitensportorientierter Verein. Unsere Aufgabe ist es, unseren Nachwuchs so gut wie möglich sportlich wie auch sozial auszubilden. Umso besser uns dies gelingt, umso größeren sportlichen Erfolg können wir im Seniorenbereich erzielen. Außerdem schulden wir jedem Kind, das sich bei uns anmeldet, dass es seinen ausgewählten Sport auch ausüben darf. Die Umsetzung ist schwierig und verlangt unseren Trainern einiges ab. Wenn man ehrlich ist, gelingt uns dies auch teilweise nur bedingt. Gerade im Kinderbereich bis zur E-Jugend würde ich mir weniger Ergebnisdenken wünschen. Wenn ich sehe, dass Kinder ein Trikot anziehen dürfen aber nicht spielen kommt mir die Galle hoch. Leider sehen das die Gegner oft anders. Alles was nach der E-Jugend kommt, muss auch nach und nach spätestens ab der B-Jugend einen leistungsorientierten Anspruch bekommen. Wir brauchen ja zum Schluss auch Jungs, die sportlich gut ausgebildet sind und Bock haben, in den Senioren leistungsorientiert Fußball zu spielen. Der Boom im Mädchenfußball war auch ein Resultat der Glehner Grundschul-EM bzw. -WM. Dort konnte man sehen, welches Potential hier schlummert. Die Früchte werden wir in ein paar Jahren ernten. Gelingt uns ein nahtloser Verlauf von der U11- bis zur Damenmannschaft kann man im Bereich Mädchen/Damenfußball in Glehn noch einiges erwarten. Denkanstoß war eigentlich der Lehrgang zum Kindertrainer in Duisburg-Wedau. Davor habe ich reduziertes Erwachsenentraining praktiziert und hatte auch so meinen sportlichen Ehrgeiz. Schlüsselerlebnis war hier ein Freundschaftsspiel meiner damaligen D-Jugend, als ich einen Spieler zur Halbzeit einwechselte und ihn des Ergebnis willens 10 Minuten vor Schluss wieder rausnahm. Da habe ich mich ordentlich geschämt und mir vorgenommen mich weiterzubilden. Das Konzept dort beim Lehrgang hat mich überzeugt und noch heute bin ich der festen Überzeugung, dass dies funktioniert.“

      Sport-Report: „Nach deiner aktiven Laufbahn als Spieler, hast du bis 2006 die erste Mannschaft des Vereins trainiert. Nun begleitest du sie als 1. Vorsitzender durch die Saison, die bis dato äußerst erfolgreich verläuft. Nach elf Siegen aus zwölf Spielen ist man dem Tabellenführer VfR Büttgen dicht auf den Fersen und am Freitag steht das Pokalviertelfinale gegen den Landesligisten TuS Grevenbroich auf dem Programm. Wie bewertest du die geleistete Arbeit vom neuen Trainer Jörg Spillmann und wie siehst du die Entwicklung der Mannschaft?“

      Drillges: „Jörg macht einen guten Job bei uns. Er ist ein absoluter Fachmann. Das sieht man schon an der Ordnung, die wir auf dem Feld haben. Die Rädchen greifen immer besser ineinander. Auch menschlich ist er in der Lage, die Mannschaft zu führen und die Jungs nehmen an, was er vorgibt. Leider haben wir im Moment viele Verletzte und einige, die der Mannschaft aus verschiedenen Gründen aktuell oder gar nicht mehr zur Verfügung stehen. Ich würde mir wünschen, dass einige Spieler aus der Reserve den Ehrgeiz entwickeln in der ‚Ersten’ mitzuspielen. Auch unsere Jungs aus der A-Jugend bekommen die Möglichkeit, sich ab sofort dem Trainer zu präsentieren. Denn es steht fest, dass man mit einem Kader von 14 bis 15 Spielern unsere Ziele nur schwer erreicht. Unsere Zukunft bestimmen vorerst die Jungs zwischen 18 und 25 Jahren. Wenn hier genügend Ehrgeiz vorhanden ist, mache ich mir um die kommenden Jahre keine Sorgen. Mit dem ein oder anderen Jugendspieler, der Willen zeigt und die Seniorenmannschaften allein schon mit seinem Kommen unterstützt, kann da eine Menge entstehen.“

      Sport-Report: „Während der Preisverleihung hattest du den Gästen im Vereinsheim augenzwinkernd gesagt, dass du noch viele Visionen rund um den Verein hättest. Was können wir nach diesem Megaprojekt noch alles von dir erwarten?“

      Drillges: „Das werden wir im Vorstand jetzt mal in Ruhe besprechen. Kommt ja auch darauf an, was wir uns leisten können. Da der Platz nun auch mal einiges gekostet hat, sind große Sprünge in der nächsten Zeit nicht möglich. Sicherlich wäre es zum Beispiel wünschenswert, die vordere Seite der Barriere am Kunstrasen ebenfalls mit Stabgitterzäunen oder Werbebanden zu schließen. Im Januar bekommen wir eine neue Küche im Vereinsheim und die Solaranlage auf dem Dach wird auch noch installiert. Also langweilig wird es bestimmt auch nächstes Jahr nicht.“

das Gespräch führte Jonas Rütten

 

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