Franken: "Nur in der Sturmspitze drückt etwas der Schuh"

Fühlt sich wohl in Glehn: Trainer Markus Franken

     Die ersten 100 Tage von Markus Franken als Trainer des SV Glehn sind passé. Zeit, um eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Der Sport-Report sprach mit dem in Mönchengladbach beheimateten Coach über sportliche und menschliche Aspekte in seinem bisherigen Wirken.

     Sport-Report: „Markus Franken, es ist Samstagvormittag, 10.00 Uhr. Eine gute Zeit, um mir Dir über Fußball zu reden?“

     Franken: „Kein Thema. Mit Kindern fangen die Wochenenden ohnehin immer etwas früher an. Ich habe aber schon das schöne Wetter genutzt, um mit meinem Hund eine Runde zu laufen.“

     Sport-Report: „Deine ersten 100 Tage als Trainer des SV Glehn sind nun vorüber. Sportlich läuft es ja recht ordentlich. Nach einem guten Start kamen ein paar schwächere Spiele, jetzt ist aber wieder Konstanz drin. Wie bewertest Du den Saisonstart?“

     Franken: „Diese Frage habe ich befürchtet und ich denke, sie ist nicht einfach zu beantworten. Einerseits muss man als Aufsteiger, der sich bis auf Rainer Hoffmann auf keiner Position verstärkt hat, mit Platz sieben, 17 Punkten und einem positiven Torverhältnis zufrieden sein. Zudem haben wir bislang in keinem Spiel aufgrund von Verletzungen oder sonstigen Problemen unseren Kader komplett dabei gehabt. Im Heimspiel gegen Zons ist das damit gegipfelt, dass sogar elf Spieler fehlten. Andererseits, und das ist die Kehrseite der Medaille, waren wir in den Spielen, in denen wir nicht den Dreier geholt haben, niemals die schlechtere Mannschaft. Rein leistungsorientiert betrachtet, fehlen uns damit einige Punkte, vor allem, weil man nicht den Blick nur auf die beiden letzten Tabellenplätze richten darf. Bedingt durch die Strukturreform in der Bezirksliga steigen im Extremfall sechs Mannschaften aus der Kreisliga A ab. Fassen wir nochmal zusammen: Mit unseren Rahmenbedingungen ist das Tabellenplatz ok, es hätte aber noch besser laufen können.“

     Sport-Report: „Die Liga wirkt insgesamt recht ausgeglichen und nahezu jeder kann jeden schlagen. Mit einer guten Organisation und voller Konzentration im Spiel sollte man dort auch als Aufsteiger mithalten können, oder?“

     Franken: „Es klingt vermessen, wenn man nach zwölf Spieltagen nur 17 von möglichen 36 Punkten geholt hat. Aber wenn es eine Statistik gäbe, die auch in der Kreisliga A die spielrelevanten Daten erfassen würde, dann hätten wir in nahezu jedem Spiel den Sieg verdient gehabt, weil wir die bessere Mannschaft gewesen sind. Nehmen wir das Spiel gegen Wevelinghoven als Maßstab: Nur das nackte Ergebnis betrachtet, wir jeder den SV Glehn loben, dass er sich gegen den Tabellenführer einen Punkt erkämpft hat. Nein, glaube mir, die Gäste waren heilfroh, dass sie einen Zähler von uns mitbringen durften, weil wir klare Torchancen nicht verwertet haben. Das ist irgendwie exemplarisch für die ganze Spielzeit.“

     Sport-Report: „Das heißt, vorne fehlt dem SV Glehn der Knipser, der auch mal so ein Spiel entscheiden kann …“

     Franken: „Der Kader ist auf vielen Positionen sehr gut aufgestellt, das hat man auch gesehen, als einige Spieler ausfielen und wir dennoch adäquat ersetzen konnten. Der Schuh drückt, ich denke, das kann man auch sehr deutlich am Torverhältnis ablesen, in der Sturmspitze. Da haben wir schon einiges ausprobiert und bis auf einen Sebastian Förster, der nun wieder länger ausfallen wird, keine vollkommen zufriedenstellende Lösung gefunden. Aber vielleicht eröffnet sich zur Rückrunde eine neue Möglichkeit auf dieser Position.“

     Sport-Report: „Mal abgesehen von dem pauschal guten Urteil über Deine Mannschaft. Gibt es einen Spieler, den Du als ‚Gewinner‘ des bisherigen Saisonverlaufes sehen würdest?“

     Franken: „Den gibt es in der Tat. Stephan Janßen. Wenn ich insbesondere die letzten Spiele berücksichtige, dann ist das der Spieler mit der größten Entwicklung. Stephan nimmt auch 1:1 auf, was man ihm mit auf den Weg gibt, im kämpferischen Bereich hat er schon immer überzeugt, jetzt kommen auch spieltaktische Elemente hinzu. Dazu kommt er auch immer aus Positionen, die einen hohen Laufaufwand mit sich bringen, in torgefährliche Situationen. Stephan ist ein Vorbild an Trainingsbeteiligung und Trainingsfleiß, ist als erster auf dem Platz, räumt Sachen auf, stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Für mich gehört er im Mittelfeld inzwischen zu den Leistungsträgern.“

     Sport-Report: „Der SV Glehn wirbt immer damit, eine große Vereinsfamilie zu sein. Wie bist zu denn inzwischen menschlich in Glehn aufgenommen worden?“

     Franken: „Die menschliche Komponente hat seinerzeit ja für mich den Ausschlag gegeben, mich für den SV Glehn  zu entscheiden. Ich hatte in den Gesprächen vor der Saison den Eindruck gewonnen, dass es menschlich passen würde, dessen bin ich jetzt in den 100 Tagen bestätigt worden. Ich fühle mich im Verein sehr wohl, führe viele interessante Gespräche mit den Verantwortlichen, auch außerhalb der Fußball-Themen. Das kann ich auch 1:1 auf die Mannschaft übertragen. Das sind alles feine Charaktere und auch die Stimmung in der Truppe untereinander ist gut. Optimiert werden könnte allenfalls die Trainingsbeteiligung. Das gehört für mich auch zur menschlichen Komponente. Wenn ich mich zu einer Gruppe zugehörig fühle, dann trage ich auch ein Stück weit Verantwortung für sie mit. Da muss Vertrauen entstehen, da muss ich für den anderen da sein, da braucht man Verlässlichkeit. Ich denke, da können wir noch ein wenig dran arbeiten.“

     Sport-Report: „Und wenn Du noch was auf dem Herzen hättest …“

     Franken: „… dann wäre das allenfalls die Hoffnung, dass es nicht mehr allzu oft vorkommt, dass Training wegen anderweitiger Spiele auf dem Kunstrasenplatz ausfallen muss. Dass ist dann schon recht unbefriedigend, wenn man nur ein paar Runden auf der Aschenbahn in der Dunkelheit drehen kann. Gerade dienstags kommen Spieler zu Training, die einen hohen zeitlichen Aufwand betreiben, um zum Training kommen zu können. Aber ich weiß, dass Ihr im Vorstand gedanklich schon an weiteren Projekten arbeitet, wie wir unsere Trainingsbedingungen weiter optimieren können. Im Ernst: Es ist wirklich sonst alles prima, mir gefällt es in Glehn sehr gut.“


Liegen nicht nur sportlich auf einer Wellenlänge: Markus Franken (r.) mit SV-Boss Markus Drillges 

 

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