Acht "Helden" halten 2:2 gegen Tabellenführer Holzheim

Unermüdlich bis zur Erschöpfung: Glehns Stürmer Simon Hilliges

     Markus Franken hatte an diesem Tag ein einziges Mal unrecht: Der Trainer des SV Glehn glaubte nach den zahlreichen Unterbrechungen und den drei Platzverweisen in der Partie gegen die Holzheimer SG auf eine lange Nachspielzeit. „Lange genug, dass die Gäste noch den Siegtreffer erzielen werden“. Seine Truppe belehrte ihn eines Besseren: Mit unbändiger Leidenschaft und Laufarbeit bis zur vollständigen Erschöpfung hielten acht wackere Glehner in deutlicher Unterzahl die Farben ihres Vereines hoch und verteidigten das zuvor nicht minder hart erkämpfte 2:2 (2:1) gegen den Tabellenführer, der mit der Überzahl von drei Spielern aufgrund der hervorragenden Abwehrarbeit der Gastgeber aber so gut wie nichts anfangen konnte. Nach doch nur vier Minuten Extra-Zeit konnten die acht Glehner „Helden“ gerade noch mit letzter Kraft die Arme hochreißen und ihren so wichtigen Punktgewinn bejubeln.  

     Zuvor sollte eigentlich Tobias Ingenfeld zum „Man of the Match“ avancieren. Der seit Ostermontag zweifache Vater erzielte beide Treffer für den in der Rückrunde daheim weiter ungeschlagenen Tabellen-13. und organsierte in der Innenverteidigung die Glehner Defensive blendend bevor der 30-Jährige mit „Gelb-Rot“ das Feld verlassen musste. Zur Figur des Tages geriet dagegen Schiedsrichter Aykut Bucde, der mit zwei umstrittenen Handelfmetern und drei Platzverweisen für den SV Glehn – neben Ingenfeld sahen noch Stephan Janßen „Rot“ und Kapitän Christian Böhme „Gelb-Rot“ – den Spielausgang maßgeblich beeinflusste.

     Das mit Spannung erwartete Derby gegen den Spitzenreiter, dem in der Hinserie ein 0:0 abgetrotzt werden konnte begann derweil ziemlich unaufgeregt. Nach einer Phase des Abtastens und einem leichten Übergewicht für die Gäste ging Glehn vor 70 Zuschauern quasi mit der ersten Gelegenheit in Führung, als nach einem langen Ball auf Simon Hilliges der Holzheimer Verteidiger bei dessen Hereingabeversuch den Ball an die Hand bekam und Bucde zum Entsetzen der Gäste auf Strafstoß entschied. Ingenfeld ließ dabei Keeper Sebastian Güntgen keine Abwehrchance (11.). Fortan verlegten sich die wütenden Neusser aufs Diskutieren und Lamentieren und insbesondere Trainer Michael Ende brachte mit seiner eigenwilligen Art, Spielszenen zu beurteilen und lautstark zu kommentieren unnötige Hektik in die Partie. Bucde ließ sich die unqualifizierte Kritik überraschenderweise recht lange gefallen und schickte Ende erst gegen Ende der ersten Spielhälfte vom Spielfeldrand weg.

Eiskalt verwandelt: Tobias Ingenfeld trifft per Handelfmeter zum 1:0

     Glehn spielte dagegen prächtig. Von Franken hervorragend eingestellt, erspielte sich seine Offensive gegen eine für einen Tabellenführer recht langsame Abwehr Torchance um Torchance. Bereits in der 14. Minute hatte Marvin Demasi nach einer tollen Flanke von Rainer Hoffmann das 2:0 auf dem Fuß, doch seine Direktabnahme parierte Güntgen prächtig. Wie aus dem Nichts kassierten die Glehner aber in der 17. Minute den 1:1-Ausgleich durch Oliver Esser. Ein Freistoß aus dem Halbfeld segelte in den Glehner Torraum, wo Keeper Stefan Schmitz deutlich behindert wurde und Esser keine Mühe hatte, den Ball einzunicken. Bucde, der viele hart an der Grenze geführte Zweikämpfe im Spiel laufen ließ, hätte hier auf Freistoß entscheiden können.

     Die Franken-Elf ließ sich aber durch den Ausgleich nicht beeindrucken und spielte aus einer stabilen Defensive weiter mutig nach vorne. In der 21. Minute vergaben die Stürmer aber gleich drei Chancen zur Führung. Wieder bereitete der starke Rainer Hoffmann über links vor, flankte auf den nicht minder tapferen Daniel Grüßem, der mit seinem Schuss an Güntgen scheiterte, ebenso Stephan Janßen im Nachschuss und kurze Zeit später Demasi mit einem Schuss im Lewandowski-Stil. Die Glehner Bemühungen wurden dann in der 25. Minute belohnt, als der wieder einmal bis zur Selbstaufopferung rackernde Hilliges am Trikot gezogen wurde und Bucde folgerichtig an der Strafraumgrenze auf Freistoß entschied. „Papa“ Ingenfeld verwandelte diesen dann in traumhafter Manier. Daraufhin verstärkte Holzheims Coach Ende sein Brüllen in Richtung Schiedsrichter immer weiter und alle Zuschauer fragten sich, wie lange sich Bucde das flegelhafte Benehmen des Verantwortlichen noch gefallen lässt. Vor dem Seitenwechsel brachten Hilliges & Co. die Holzheimer Defensive immer wieder ins Schwitzen, während die „Schwarz-Weißen“ nur in der 36. Minute für Gefahr sorgten: Beim abgefälschten Schuss ins Glehner Tor stand der Schütze aber deutlich im Abseits.

Ein sagenhafter Freistoß von Ingenfeld führt zum 2:1

     Nach dem Seitenwechsel sorgten Bucdes zwar regelkonforme aber mit wenig bis gar keinem Fingerspitzengefühl getroffene Entscheidungen denn für einen nicht für möglich gehaltenen Verlauf der Partie. Zunächst war die Rote Karte für Janßen nach einem sehr harten Einsteigen zwar vertretbar (48.), angesichts Bucdes Zweikampfbeurteilungen in den ersten 45 Minuten hätte es „Gelb“ sicherlich auch getan. Damit schnupperte Holzheim Morgenluft und ein Schuss von Thorsten Linnemeier konnte von Schmitz, der eine seiner besten Partien im Glehner Tor ablieferte, über die Latte zur Ecke gelenkt werden (53.) . Zwei Minuten später hatte einer der stärksten Kopfballspieler der Liga, Tobias Seelbach die Chance zum 3:1, doch Güntgen konnte so eben noch zur Ecke lenken.

     In der 64. Minute stand die intensiv geführte Partie dann sogar kurzzeitig vor dem Abbruch, als der Unparteiische nach einem Gewühl im Glehner Strafraum zunächst auf Handelfmeter entschied und nach einigen deutlichen Worten von Böhme und Ingenfeld in Richtung Schiedsrichter beide Glehner Defensivkräfte mit „Gelb-Rot“ des Feldes verwies. Bucde hätte hier Verständnis für die Emotionen der Betroffenen zeigen und es angesichts der Gelb-Vorbelastung bei letztmaligen Ermahnungen belassen können. So standen nun plötzlich acht Glehner elf Holzheimer gegenüber und Stefan Tillmann verwandelte den Strafstoß zum 2:2-Ausgleich. Die sich maßlos benachteiligt fühlenden Glehner dachten nun kurzzeitig darüber nach, das Spielfeld unter Protest zu verlassen, entschieden sich aber dann für ein Weiterspielen.

Perfekte Schusstechnik: Doch Daniel Grüßems Schuss wird erstklassig pariert

     Damit begann die große Stunde der acht „Helden“, die angefeuert von ihrem Coach eine Abwehrschlacht schlugen, die so schnell in Glehn niemand vergessen wird und die für die notwendige Moral für die kommenden Aufgaben im Abstiegskampf sorgen wird. Franken machte von der Seitenlinie so gut wie alles richtig und positionierte seine acht Unerschrockenen immer wieder neu mit einem guten Stellungspiel gegen einfallslos häufig mit ungefährlichen Flanken agierende Holzheimer. Thomas Kallen verlor bis zum Spielende keinen Zweikampf mehr, Hilliges und Demasi behaupteten vorne immer mal wieder die Bälle und sorgten so für kurzzeitige Entlastung. Seelbach köpfte alles aus der Gefahrenzone weg und die eingewechselten Markus Bresser und Eren Otlu zeigten ihren Gegnern, was große Laufbereitschaft bedeutet.  Ebenso spielte Gari Zigunov in der Abwehr ein sehr starkes Match. Als dann Schmitz in der 89. Minute noch einen „Unhaltbaren“ aus dem Winkel über die Latte lenkte, wäre es ein Unding gewesen, wenn diese tolle Moral nicht mit einem Punktgewinn belohnt worden wäre. Als Bucde nach vier Minuten Nachspielzeit die Partie abpfiff und die Glehner ihren Punktgewinn begeistert feierten, blieb lediglich die Frage offen, was mit zehn Feldspielern in der zweiten Hälfte gegen den wohl künftigen Bezirksligisten möglich gewesen wäre.

 

 

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