Riesenchance verpasst: Glehn verliert nach 2:0-Führung noch 3:4 gegen "Gencler"

     Der SV Glehn hat im Abstiegskampf eine Riesenchance verpasst: Gegen den SVG Grevenbroich verlor die Elf von Trainer Thomas Maaßen nach einer 2:0-Führung noch 3:4 (2:0). Bei einem Erfolg hätten die Glehner angesichts der Punkteteilungen der Konkurrenz die Abstiegsränge verlassen. Niklas Jonas (2) und Fabian Zierau trafen für die Gastgeber, die mit 19 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz bleiben, aber aktuell nur einen Zähler Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz aufweisen.

     Bestes Wetter und bis auf den verletzten Eren Otlu und den gesperrten Rainer Hoffmann verfügte Maaßen über einen nahezu kompletter Kader. Für den kurzfristig ausgefallenen David Beil rückte wie am Donnerstag in Norf A-Jugend-Keeper Sebastian Steen zwischen die Pfosten. Insgesamt also recht gute Voraussetzungen für das Spiel gegen die im Niemandsland der Tabelle stehende SVG Grevenbroich. Nachdem das Hinspiel für den SV in Grevenbroich mit 1:5 verloren ging, wollten die Gastgeber am Sonntag alles besser machen und einen wichtigen Dreier im Abstiegskampf einfahren.

     Glehn versuchte von Beginn an, die Gegner schon früh unter Druck zu setzen und das Aufbauspiel schon im Keim zu unterbinden. Ein „Warnschuss“ von Jonas von der Strafraumgrenze setzte schon in der vierten Minute das erste Ausrufezeichen. In der 10. Minute war es allerdings ein Konter, der nach guten Pass von Marvin Demasi von Jonas zum 1:0 abgeschlossen werden konnte. Überlegt schloss der Glehner den Angriff mit dem Außenrist in die lange Ecke des Gencler-Tores ab.

     Zwei Minuten später tauchten dann die Grevenbroicher zum ersten Mal alleine vor Torwart Steen auf. Wie schon mehrfach in Norf reagierte der 18-Jährige im eins gegen eins herausragend gegen Muammer Sarimese und verhinderte sehenswert den Ausgleich. In der 22. Minute traf Jonas dann zum 2:0. Nach einem katastrophalen Fehler des Grevenbroicher Liberos Selcuk Savas, der einen Rückpass seines Mitspielers unnötig nicht unter Kontrolle brachte, spitzelte der anlaufende Glehner ihm den Ball weg und schon den Ball unter Torwart Ugur Aydin hindurch überlegt ein. Das von Trainer Maaßen geforderte frühe Anlaufen hatte sich zum ersten Mal ausgezahlt. Der Grevenbroicher Trainer Erkan Akan reagierte umgehend und nahm seinen Abwehrchef zur Strafe vom Platz.

     Die SVGG reagierte sauer auf den Treffer und hatte kurze Zeit später nach einer Ecke fast den Anschlusstreffer erzielt. Der Ball konnte aber von der Glehner Abwehr nach vorne geklärt werden. Dort übernahm Simon Hilliges den Ball und lief alleine auf den Torwart zu. Statt an diesem vorbei zu gehen, schloss er leider etwas zu überhastet ab und legte den Ball über das Tor (31.). Ein weiterer Konter der Hausherren hätte in der 38. Minute ebenfalls das 3:0 bedeuten können. Den flach vors Tor von Jonas gespielten Ball verpasste Lukas Beil aber knapp. Die Schlossstädter bekamen derweil nicht viel auf die Reihe außer Schüssen aus der zweiten Reihe und langen Bällen nach vorne, die aber meist ziellos blieben. Lediglich die körperliche und verbale Spielführer ließen darauf schließen, dass die Gäste das Spiel noch nicht aufgegeben hatten. Dennoch fragten sich die Zuschauer, wie eine derart harm- und tempolose Mannschaft soviele Punkte einsammeln konnte.

     Die Frage wurde nach dem Seitenwechsel dann eindrucksvoll beantwortet: Die zweite Halbzeit startete dann direkt mit einem Rückschlag für den SV Glehn. Nach einer Kopfballverlängerung in der Folge eines Freistosses konnte der eingewechselte Adil Ekren den Ball über den herauseilenden Steens zum 2:1 einköpfen (46.). Anschließend hatte der in der Halbzeit für den angeschlagenen Marvin Demasi eingewechselte Zierau die Chance den alten Abstand wieder herzustellen, schoss den Ball auf Höhe des Strafraumes unter Bedrängnis aber knapp über das Tor.

     Der Anschlusstreffer schien die SVG erneut motiviert zu haben. Spielerisch fand die türkische Mannschaft aber kein Konzept, zudem stand ab sofort Schiedsrichter Adrian Liebetrau im Fokus der Grevenbroicher Spieler. Ständiges Infragestellen von Entscheidungen und Meckern nach fast jeder Entscheidung störten den Spielfluss und schienen den Glehnern Respekt einzuflößen. Diesen fehlte fortan der Zugriff und so wunderte es nicht, als in der 65. Minute der Ausgleich fiel. In der unsortierten Glehner Abwehr legte ein Stürmer den Ball im Strafraum quer auf seinen Mitspieler Hakan Orduzu, der die Unordnung nutze und an allen Spielern vorbei den Ball überlegt ins rechte Eck einschob (66.).

     Fünf Minuten später folgte sogar das 3:2 für die Gäste: Nach drei aufeinanderfolgenden Fehlern in der Glehner Hintermannschaft konnte erneut der eingewechselte Orduzu den Ball nach einer guten Flanke am zweiten Pfosten gefahrlos aus kurzer Distanz versenken. Glehn hatte die Kontrolle über das Spiel jetzt komplett verloren. In der 83. Minute hielt Steen sein Team durch eine erneute Glanztat weiter im Spiel. Die SVG versuchte zudem die Glehner Verunsicherung durch fortführendes Meckern und „Petzen“ hoch zu halten. Dies gelang glücklicherweise nicht und der gute Liebetrau, der allerdings in manchen Zweikampfbeurteilungen daneben lag, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Nach einem guten Pass auf Beil traf dieser aus aussichtsreicher Position nur das Außennetz.

     Zwei Minuten nach der Grevenbroicher Chance gelang Glehn der umjubelte Ausgleich. Nach einer guten Vorabeit von Jonas Jurczyk aus dem Glehner Mittelfeld fand Lukas Beil mit Fabian Zierau einen dankbaren Abnehmer, der aus fünf Metern keine Mühe hatte den Ball im Tor unterzubringen. Zum Leidwesen aller Glehner kam es kurz später erneut zu einem Fehler in der Glehner Abwehr, den Orduzu zum dritten Mal nutzte und den 3:4-K.o. herstellte. Glehn versuchte in der Schlussphase noch mal alles, um zumindest einen Punkt noch zu erreichen, Zählbares sprang aber nicht mehr heraus.

     „So ein Spiel darf man nach einer 2:0-Führung niemals mehr verlieren“, sagte Glehns 2. Vorsitzender Patrick Förster nach der Partie. „Die drei Punkte waren mehr als drin, leider haben die Gäste es mit ihrem emotionalen Auftritt in der zweiten Hälfte geschafft, unsere recht junge und unerfahrene Mannschaft komplett aus dem Konzept zu bringen.“ 

 

 

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