Stinksauer auf den Schiedsrichter: Glehn unterliegt 1:2 in Dormagen

     Der SV Glehn hat im Kampf gegen den Abstieg aus der Kreisliga A einen wichtigen Befreiungsschlag verpasst: Beim 1:2 (1:0) bei der Türkischen Jugend Dormagen blieb die Elf von Trainer Markus Franken ohne Punktgewinn und verlor auch noch in Thomas Kallen (Rot) und Patrick Schulz (Gelb-Rot) zwei wichtige Spieler. Schiedsrichter Georg Lenz zog sich damit den Zorn der Glehner Spieler, Offiziellen und Anhänger zu, da er durch sein Auftreten und die damit verbundene übertriebene Kartenflut mit drei Platzverweisen und neun Gelben Karten erst vollkommen unnötig zusätzliche Brisanz in die Partie brachte.

     Dabei ist angesichts der aktuellen Vorgänge rund um den SVG Grevenbroich die TJ Dormagen über jeden Verdacht erhaben, unsportlich zu Werke gegangen zu sein: „Mit Ausnahme des Trainers, der etwas über die Stränge geschlagen hat und sich für sein Fehlverhalten im Anschluss entschuldigt hat, war das eine ganz normale Mannschaft, die nur die Art Emotionen an den Tag legte, wie jedes andere Team auch, das versucht, drei Punkte zu holen“, sagte ein verbitterter Kapitän Christian Böhme nach dem Schlusspfiff, der die Schuld für die Niederlage deutlich an den Unparteiischen weiterreichte: „Man ist immer geneigt, nach Ausreden zu suchen, wenn es bei einer Mannschaft nicht läuft, statt sich selber mal kritisch zu hinterfragen. Dass wir dieses Spiel allerdings verloren haben, genauso wie die Tatsache, dass ein Spiel, das von beiden Seiten ohne übertriebene Aggressivität geführt wurde, trotzdem mit neun Gelben, zwei Gelb-Roten und einer Roten Karte zu Ende ging, war einzig und allein dem Schiedsrichter zu verdanken, der durch die teils eklatanten Fehlentscheidungen für Hektik sorgte.“

     In den ersten fünf Minuten der Begegnung auf dem Dormagener Aschenplatz schien der SV Glehn  noch nicht ganz auf dem Platz und hatte einige Probleme. Doch nachdem Trainer Franken einige Umstellungen vornahm, fiel den Gastgebern nicht mehr viel ein, außer lange Bälle auf ihre beiden Stürmer zu schlagen, die die Glehner Abwehr aber meist klären konnte. So bekamen die Gäste die Partie besser unter Kontrolle und erarbeiteten sich auch gute Chancen, so ein Pfostenschuss von Marvin Demasi. Der Glehner Spielmacher hatte bereits nach zehn Minuten von Lenz die Gelbe Karte gesehen, nachdem er sich ein Wortduell mit seinem Gegenspieler geliefert hatte. Die Begründung des Schiedsrichters sollte dann schon wegweisend für das ganze Spiel sein: „Ich habe zwar nicht gehört, was sie gesagt haben, trotzdem verwarne ich Sie.“ Demasis "Gesprächspartner" kam ohne Karte davon.

     Nach 15 Minuten wurde Stephan Janßen im Eins-gegen-Eins-Duell mit dem Torwart im Strafraum unsanft von den Beinen geholt. Eine blutende Nase sowie eine Wunde am Knie sollten eigentlich Bände sprechen und auch Lenz  lief schon zum Elfmeterpunkt, um sich nach den Protesten der Gastgeber dann doch noch umzuentscheiden und Janßen mit einer Gelben Karte wegen Schwalbe zu verwarnen. Selbst wenn der Referee die Aktion nicht als Foul wertete, lag er alleine schon angesichts der äußerlich erkennbaren Verletzungen von Janßen mit seiner Vermutung einer Täuschungsaktion meilenweit daneben. Nach 20 Minuten holte sich Lenz, Beisitzer in der Kreisspruchkammer, sogar die beiden Kapitäne zu sich und teilte ihnen mit, dass er heute viele Rote Karten verteilen werde, wenn sich die beiden Mannschaften nicht beruhigen würden.

     Nach 25 Minuten ging Glehn dann sogar in Führung. Einen Freistoß aus dem linken Halbfeld brachte Patrick Schulz in den Strafraum. Beim Versuch, den Ball zu fangen, wurde Torwart Kevin Zur von seinen eigenen Mitspielern behindert, ließ den Ball fallen und Tobias Seelbach konnte aus acht Metern zur Führung abstauben. In der 40. Minute schwächte Dormagens Spielertrainer Ayhan Karadeniz seine Mannschaft durch sein ständiges Meckern auch noch selbst und wurde mit „Gelb-Rot“ vom Platz gestellt.

     Fünf Minuten waren in der zweiten Hälfte gespielt, da wurde Patrick Schulz auf Glehner Seite mit der Gelben Karte verwarnt. Diese hatte er sich nach einigen Fouls im ersten Durchgang zugegebenermaßen verdient, aber erneut zwei Minuten später wurde er für ein Foul vom Platz gestellt, das sein Vordermann Lukas Goldmann begangen hatte und bei dem er nur in der Nähe stand. „Man hatte einfach den Eindruck, dass der Schiedsrichter im zweiten Durchgang unbedingt einen Spieler von uns vom Platz schicken wollte und er in Schulle sein Bauernopfer gefunden hatte“, mutmaßte Kapitän Böhme. Kurze Zeit danach kam die Türkische Jugend zum Ausgleich: Diese war allerdings nicht auf eine Fehlentscheidung zurückzuführen, sondern auf eine tolle Einzelleistung des wuchtigen Stürmers Semih Büyükbayrak, der sich im Strafraum durchtankte und den Ball aus eigentlich unmöglichem Winkel in den rechten Giebel beförderte. Danach lieferten sich beide Mannschaften einen offenen Schlagabtausch und Glehn spielte die sich bietenden Möglichkeiten nicht konsequent genug zu Ende.

     So ging die TJ dann eine Viertelstunde vor Schluss in Führung: Nach einer Ecke konnte die Glehner Defensive den Ball nicht entscheidend aus der Gefahrenzone klären und der Ball gelangte zu Spielmacher Nihat Kabayel, der den Ball vom linken 5-Meter-Eck in die Gefahrenzone schoss, von wo aus Thomas Kallen den Ball ins eigene Tor beförderte. Kallen wurde in der 83. Minute dann vom Platz gestellt, als er einen indirekten Freistoß gegen sich mit „Das ist mal gelungene Integration“ kommentierte. Lenz sah sich durch die Äußerung in seiner Integrität verletzt und schickte den Glehner Abwehrspieler mit „Rot“ vom Feld. Zuvor hatte der Unparteiische Coach Franken wegen seiner Meinung nach allzu heftigen Reklamierens hinter die Zuschauerbarriere geschickt. „Jetzt seht ihr mal, wie es uns sonst jeden Sonntag geht“, erkannte auch Dormagens Trainer Karadeniz die klare Benachteiligung der Gäste in diesem Spiel. Angesichts der Unterzahl verliefen die Glehner Ausgleichsbemühungen in den letzten Minuten im Sande.

     „Nicht nur, dass wir ein Spiel gegen einen direkten Konkurrenten verloren haben, wir haben auch für kommende Woche in Patrick Schulz, Thomas Kallen und Lukas Goldmann, der die 5. Gelbe Karte sah, drei wichtige Spieler verloren. Nichtsdestotrotz muss gegen Stürzelberg im letzten Spiel vor der Winterpause unbedingt ein Dreier her, um den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze wenigstens halbwegs zu wahren“, so Böhme.

 

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